Geschäftsbericht  der Annalise-Wagner-Stiftung 2007


15 Bürger der Stadt Neubrandenburg, der Stadt Neustrelitz und des Landkreises Mecklenburg-Strelitz engagierten sich im Berichtsjahr ehrenamtlich in Vorstand und Kuratorium der Annalise-Wagner-Stiftung. Beide Stiftungsgremien trafen sich zu drei Beratungen in Neubrandenburg bzw. Neustrelitz.

Der Oberbürgermeister der Stadt Neubrandenburg, Herr Dr. Paul Krüger, bestellte am 1. Februar 2007 im Rahmen der Sitzung der Neubrandenburger Stadtvertretung das Kuratorium der Annalise-Wagner-Stiftung für den Zeitraum 2007 – 2010. Dem Kuratorium gehören an: Herr Georg Huschke (Neustrelitz), Herr Dirk Kollhoff (Neustrelitz), Herr Dr. Joachim Lübbert (Neubrandenburg), Frau Hannelore Melka (Neubrandenburg), Frau Gudrun Mohr (Neubrandenburg), Frau Sabine Schmidt (Groß Nemerow), Frau Gundula Tschepego (Neustrelitz), Herr Heinz Überdick (Wanzka), Herr Marco Zabel (Potsdam). Einstimmig wählten die Kuratoriumsmitglieder Herrn Dr. Joachim Lübbert zum Kuratoriumsvorsitzenden, Frau Gundula Tschepego zur stellvertretenden Vorsitzenden sowie Frau Gudrun Mohr und Herrn Dirk Kollhoff zu Rechnungsprüfern. Das Kuratorium kooptierte am 9. 05. 2007 durch einstimmigen Beschluss Frau Armgard Bentzin (Neustrelitz).  

Ihren gemeinnützigen Stiftungszweck verwirklichte die Annalise-Wagner-Stiftung im Berichtsjahr mit der Ausschreibung und Vergabe des 16. Annalise-Wagner-Preises für Texte aus der oder über die Region Mecklenburg-Strelitz. Damit leistete die Stiftung einen nachhaltigen Beitrag zur Förderung regionaler Kultur und Literatur. Die Ausschreibung fand ein bemerkenswertes Echo: 40 Bewerbungen und Vorschläge gingen  bei der Annalise-Wagner-Stiftung ein, darunter 11 Vorschläge und 29 Eigenbewerbungen, 19 Titel Belletristik, 15 Titel populärwissenschaftliche Literatur und 6 Titel wissenschaftliche Literatur. 21 Bewerbungen und Vorschläge aus der Region Mecklenburg-Strelitz, 7 aus anderen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns und 12 aus anderen Bundesländern. Als Mitglieder der Jury des Annalise-Wagner-Preises 2007 engagierten sich 2007 ehrenamtlich: Frau Kerstin Klim, Förderverein Regionalbibliothek e. V., Herr Peter Maubach, Neubrandenburger Museumsverein e. V. , Herr Klaus Granitzki, Geowissenschaftlicher Verein e. V. sowie die Kuratoriumsmitglieder Frau Gudrun Mohr (Neubrandenburg), Herr Georg Huschke (Neustrelitz) und Herr Marco Zabel (Potsdam).  

Einstimmig schlug die Jury dem Kuratorium der Annalise-Wagner-Stiftung vor, den Annalise-Wagner-Preis 2007 zu vergeben an das Manuskript „Herrschaftliche Wohnhäuser auf den Gütern und Domänen in Mecklenburg-Strelitz“ von Prof. Dr.-Ing. Sabine Bock. Dieses Manuskript umfasst auf circa tausend Seiten 208 Beiträge zu Guts- und Herrenhäusern domanialer und ritterschaftlicher Güter in Mecklenburg-Strelitz, einschließlich des Fürstentums Ratzeburg sowie der Exklaven Krumbeck und Alt-Horst. Die ausgewiesene „Fachfrau“ für Architektur und Denkmalpflege aus Schwerin erfasste in mehr als fünfzehnjähriger privater „Freizeit-Forschungsarbeit“ eine beeindruckende Fülle von Daten in größtmöglicher Vollständigkeit, stellt in ihrem Manuskript außerordentlich viel bisher unzugängliches Material vor und eröffnet Wissenschaftlern, Denkmalpflegern, interessierten Laien, Ortschronisten, Touristikern und Touristen damit den Zugang zu „einem Berg von Fakten“ und wichtigen Quellen zur Architektur-, Orts-, Familien-, Wirtschafts-, Bau- und Kunstgeschichte der Region Mecklenburg-Strelitz. Prof. Dr. Sabine Bocks Werk vereint inhaltliche Dichte und sprachliche Qualität, ist ein nachhaltiger Beitrag zur Erforschung und Erhaltung historischer Kulturlandschaften und öffnet die Augen für diesen besonderen „Schatz“ des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern am Beispiel der Region Mecklenburg-Strelitz. Es trägt auf beeindruckendem wissenschaftlichem Niveau zur Aufarbeitung mecklenburgischer Kultur- und Landesgeschichte bei und bildet die Basis für weitere Forschungen zur Architekturgeschichte, insbesondere zur Typologie des ostelbischen Herrenhauses. Das Manuskript wird im Schweriner Thomas-Helms-Verlag unter dem Titel „Herrschaftliche Wohnhäuser auf den Gütern und Domänen in Mecklenburg-Strelitz: Architektur und Geschichte“ publiziert werden.

Die Jury schlug außerdem vor, zusätzlich zum Annalise-Wagner-Preis zum dritten Mal in der Stiftungsgeschichte eine "Lobende Anerkennung für junge Autoren" zu vergeben. Finanziert wurde dieser Jugendförderpreis durch eine Spende der Druck + Verlag Linus Wittich KG Sietow in Höhe von 200.- Euro. Ausgezeichnet wurde das Manuskript "Charakteristik mecklenburgisch-brandenburgischer Beziehungen: eine vergleichende Studie anhand der Genese westuckermärkischer Neusiedlungen" des 27jährigen Potsdamer Studenten Mario Huth. Mit großer Akribie stellt er am Beispiel des Dorfes Zootzen Beziehungen von Menschen in der Grenzregion von  Mecklenburg / Mecklenburg-Strelitz und Brandenburg-Preußen dar, die im Spannungsfeld unterschiedlicher staatlicher Herrschaftsbedingungen in Mecklenburg und Brandenburg-Preußen lagen, wendet sich dabei insbesondere den so genannten „einfachen Leuten“ zu und gibt Denkanstöße für Fragen nach Toleranz gegenüber Fremden, nach Ursachen und nach Chancen von Migration. 


Das Kuratorium der Annalise-Wagner-Stiftung folgte beiden Vorschlägen einstimmig.
Die festliche Verleihung des 16. Annalise-Wagner-Preises und der dritten „Lobenden Anerkennung für junge Autoren“ fand am 16. Juni 2007 im Kreis von rund 140 Gästen in der historischen Fachwerkkirche in Zachow statt. Die Auszeichnungen überreichten Herr Dr. Reiner Wieland, 1. Beigeordneter des Oberbürgermeisters der Stadt Neubrandenburg, Herr Christian Butzki, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Neustrelitz und Frau Gundula Tschepego, stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende. Die Laudatio auf die Annalise-Wagner-Preisträgerin 2007 hielt Frau Sigrid Keler, Finanzministerin des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Sie betonte, dass die Beschäftigung mit Guts- und Herrenhäusern „zum Kern unserer regionalen Kulturgeschichte“ führt, gab ihrer Überzeugung Ausdruck, dass die Wertschätzung für diese historischen Gebäude und die sie umgebende ländliche Kulturlandschaft zunimmt und „dass es auch mit Hilfe dieses beeindruckenden Kataloges gelingen wird, das eine oder andere Objekt dem Vergessen zu entreißen“. In ihrem Dankwort zog Prof. Dr. Sabine Bock das Fazit, dass sich die historisch abgeschlossene Region Mecklenburg-Strelitz als „ein nahezu perfektes Untersuchungsgebiet für die Beschäftigung mit dem Bautyp des ostelbischen Herrenhauses“ erwies. Die Preisträgerin wünschte sich, dass ihre Arbeit allen Interessenten zugänglich sein wird, dass sie „Lücken in der Strelitzer Überlieferung etwas verkleinert und vor allem hilft, das Interesse an regionaler Architektur und Landesgeschichte wach zu erhalten“. Für ihren besonderen Beitrag zum „historischen Gedächtnis“ der Region Mecklenburg-Strelitz ehrte die Stadt Neustrelitz die Annalise-Wagner-Preisträgerin mit der Annalise-Wagner-Medaille. Anerkennung für Jugendpreisträger Mario Huth brachte Jurymitglied Peter Maubach zum Ausdruck und lobte, dass der junge Wissenschaftler „mit seiner groß angelegten Mikrostudie an einem kleinen regionalen Beispiel historische Prozesse zwischen Brandenburg und Mecklenburg erfasst hat“ und mit „Fleiß und Mut zu eigenen Thesen“ beeindruckte. Mario Huth betonte in seinem Dankwort, „dass es gerade in Zeiten, in denen man bundesweit wieder mit einem zunehmend erstarkenden Rechtsextremismus konfrontiert wird, sehr wichtig ist, sich mit Fragen nach Toleranz und Integration intensiv auseinander zu setzten“. Die Preisverleihung war eingebunden in den vom Zinnober Kulturkreis Zachow e.V. organisierten „Zachower Kultursommer“, wurde umrahmt von einem Konzert der Musiziergemeinschaft „Collegium Instrumentale MV“ sowie Informationsangeboten rund um mecklenburg-strelitzsche Regionalliteratur durch die Fachbuchhandlung Semdoc, das Karbe-Wagner-Archiv (Buchpremiere des 5. Heftes der Neuen Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs) und die Regionalbibliothek. Im Oktober 2007 beschloss das Kuratorium einstimmig, den Annalise-Wagner-Preis 2008 unverändert in Inhalt und Dotierung auszuschreiben.  

Eine wesentliche Stärkung der finanziellen Grundlage der Stiftungsarbeit erfuhr die Annalise-Wagner-Stiftung im Berichtsjahr durch zwei Zuwendungen in den Vermögensstock: Je 1000 Euro stifteten die Sparkasse Mecklenburg-Strelitz und die Sparkasse Neubrandenburg-Demmin zu. Im Rahmen der festlichen Preisverleihung übergab Vorstandsvorsitzender Herr Dr. Reiner Wieland Zustifter-Urkunden an die Vorstände der Sparkasse Mecklenburg-Strelitz und der Sparkasse Neubrandenburg-Demmin. Die ordnungsgemäße Verwaltung des Stiftungsvermögens, seine Erhaltung sowie die satzungsgerechte Verwendung der Erträge des Stiftungskapitals prüften am 12. 2. 2007 die Rechnungsprüfer des Kuratoriums, Frau Gudrun Mohr und Herr Dirk Kollhoff. Das Finanzamt Neubrandenburg bestätigte im Freistellungsbescheid zur Körperschafts- und Gewerbesteuer für die Kalenderjahre 2004 bis 2006 vom 07. 08. 2007 die Gemeinnützigkeit der Stiftungsarbeit. Das 2007 beschlossene Haushaltskonsolidierungskonzept der Stadt Neubrandenburg orientiert in Bezug auf die Annalise-Wagner-Stiftung ab 2009 auf die Erwirkung einer „dauerhaften finanziellen Förderung und Erhöhung des Stiftungskapitals durch den Landkreis Mecklenburg-Strelitz“.  

Öffentlichkeitsarbeit für den Stiftungsgedanken und für den eigenen Stiftungszweck leistete die Annalise-Wagner-Stiftung u. a. durch intensive Pressearbeit rund um die Ausschreibung und Verleihung des Annalise-Wagner-Preises 2007, durch die öffentliche Preisverleihung mit großer Besucherresonanz, durch inhaltlich und gestalterisch überarbeitete Flyer und Dauerausstellung in der Regionalbibliothek, durch die Pflege der Stiftungs-Homepage (z. B. Erweiterung um den vierteljährlich aktualisierten „Buchtipp“ zu Neuerscheinungen aus und über Mecklenburg-Strelitz oder Informationen zum neuen Gemeinnützigkeits- und Spendenrecht), durch die Teilnahme am „Markt der Möglichkeiten“ ehrenamtlichen Engagements in Neubrandenburg, durch Ausstellungen zum Thema "Annalise Wagners lebendiges Vermächtnis“ in der Regionalbibliothek Neubrandenburg und in der Stadtbibliothek Teterow sowie als Mitglied des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen e. V.


Dr. Joachim Lübbert
Vorsitzender des Kuratoriums

Dr. Reiner Wieland    
Vorsitzender des Vorstands

Heike Birkenkampf
Geschäftsstelle  

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