Am 1. März 2001 wurde satzungsgemäß das Kuratorium der
Annalise-Wagner-Stiftung für den Zeitraum 2001 bis 2003 durch den 1.
Stellvertreter des Oberbürgermeisters der Stadt Neubrandenburg
berufen. Die Kuratoriumsmitglieder Frau Ingrid Grambow, Herr Georg
Huschke, Herr Dr. Joachim Lübbert, Frau Barbara Meinhardt, Frau
Hannelore Melka und Herr Prof. Frank Wilke erklärten ihre
Bereitschaft auch 2001 bis 2003 im Kuratorium mitzuarbeiten. Mit
herzlichem Dank für langjährige engagierte Arbeit wurden die
Kuratoriumsmitglieder Herr Horst Börjesson, Frau Hilda Lundbeck, Frau
Anneliese Reddin und Herr Friedrich Voigt verabschiedet. Neu in das
Kuratorium berufen wurden Herr Dr. Axel Lubinski (Cammin), Frau Gudrun
Mohr (Neubrandenburg), Herr Ralf-Achim Rotsch (Neubrandenburg) und
Frau Gundula Tschepego (Neustrelitz). Einstimmig wurden Herr Dr.
Joachim Lübbert zum Vorsitzenden, Herr Georg Huschke zum
Stellvertreter sowie Frau Ingrid Grambow und Herr Ralf-Achim Rotsch zu
Rechnungsprüfern gewählt.
Kuratorium und Vorstand trafen sich zu je 3 Beratungen. Die
inhaltliche Arbeit der Annalise-Wagner-Stiftung war im Berichtsjahr
geprägt durch 2 Schwerpunkte: Da im Jahr 2001 das 10.
Errichtungsjubiläum der Stiftung am 19. März 2001 und das 300. Jubiläum
der Entstehung von Mecklenburg-Strelitz begangen wurden, setzte die
Annalise-Wagner-Stiftung ein besonderes Zeichen im Engagement für die
Förderung der Aufarbeitung mecklenburgischer Kulturgeschichte durch
die erstmalige Ausschreibung eines Arbeitsstipendiums. Einen zweiten
wichtigen Akzent der Stiftungsarbeit bildete die Organisation des
Stiftungstreffens von Kulturstiftungen Mecklenburg-Vorpommerns als
Beitrag der Annalise-Wagner-Stiftung zum Internationalen Jahr der
Freiwilligen 2001.
Zum Auftakt des Jubiläumsjahres zog am 1. März 2001 der
Kuratoriumsvorsitzende Dr. Joachim Lübbert vor der
Stadtvertreterversammlung der Stadt Neubrandenburg eine positive
Bilanz der zehnjährigen Stiftungsarbeit: Mit Beschluss Nr. 04-14/91
der Stadtvertreterversammlung sei die Stiftung am 19. März 1991 als
erste kulturelle Stiftung überhaupt im wenige Monate vorher
gebildeten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern errichtet worden - und könne
im Jahr 2001 bei der Erfüllung des Stiftungszwecks verweisen auf die
Vergabe von 9 Annalise-Wagner-Preisen, 2 Annalise-Wagner-Jugendpreisen
und 1 Stipendiums mit insgesamt 283 Bewerbungen, auf die Förderung
der Herausgabe von 5 Publikationen mit Schriften Annalise Wagners und
die Erschließung des Briefwechsels Annalise Wagners mit Ernst
Barlachs Lebensgefährtin Marga Böhmer für wissenschaftliche Zwecke.
Insbesondere dankte Dr. Lübbert für das große persönliche
Engagement von Frau Gudrun Mohr bei der Errichtung der Stiftung und
ihrer Profilierung zur landesweit anerkannten Kulturstiftung.
Die Ausschreibung des Annalise-Wagner-Stipendiums 2001 erfolgte
alternativ zur Verleihung des Annalise-Wagner-Preises, aber mit
gleicher inhaltlicher Zielstellung gemäß des Stiftungszweckes. Die
Aufgabe des Stipendiaten bestand darin, im Karbe-Wagner-Archiv
Neustrelitz die umfangreiche Korrespondenz der verdienstvollen
Heimatforscherin. Sammlerin und Autorin Annalise Wagner zu ordnen, die
inhaltliche Erschließung vorzubereiten sowie deren kulturhistorische
Bedeutung zu bewerten - und damit eine bisher brachliegende
kulturhistorische Quelle der Region für die wissenschaftliche Arbeit
zu erschließen.
Mit 15 Bewerbern (davon 11 aus Mecklenburg-Vorpommern, 1 aus
Brandenburg und 3 aus Berlin), die akademische Ausbildung,
Fachkompetenz und persönliches Engagement nachwiesen, wurden durch
die Kuratoriumsmitglieder Herr Georg Huschke, Frau Gundula Tschepego
und Herr Dirk Kollhoff Bewerbungsgespräche geführt. Das Kuratorium
entschied einstimmig, das Stipendium an Herrn Marco Zabel M. A.
(geboren 1975 in Neustrelitz, Absolvent der Universität Potsdam:
Geschichte, Politikwissenschaft, Betriebswirtschaftslehre) zu
verleihen. Herr Marco Zabel leistete mit hervorragender Sachkompetenz
als Historiker und beeindruckendem Wissen in der Stadt- und
Regionalgeschichte die inhaltliche Erschließungsarbeit und
konzipierte bzw. erarbeitete praktisch archivarische Findmittel. Das
Karbe-Wagner-Archiv Neustrelitz schätzt ein, dass der Stipendiat in
der sehr knapp bemessenen Zeit von Juli bis Dezember 2001 eine
Leistung erbrachte, die im Karbe-Wagner-Archiv und damit für die
Regionalforschung die Quellenlage wesentlich verbesserte. Insbesondere
im Hinblick auf den 100. Geburtstag Annalise Wagners im Jahr 2003 sei
damit eine wichtige Vorarbeit zur biografischen Forschung geleistet.
Das Stipendium war mit 10 000 DM dotiert. Die Annalise-Wagner-Stiftung
konnte dafür 5 000 DM aus den Zinsen des Stiftungskapitals
aufbringen. Die Realisierung dieses besonderen Förderprojektes wurde
möglich durch die finanzielle Unterstützung der
Annalise-Wagner-Stiftung durch die Stadt Neustrelitz, den Landkreis
Mecklenburg-Strelitz sowie die Sponsoren Neubrandenburger Sparkasse
und Sparkasse Mecklenburg-Strelitz. Die Stadt Neustrelitz als Träger
des Karbe-Wagner-Archivs unterstützte die Stiftung und den
Stipendiaten außerdem durch die Übernahme der Sachkosten und die
fachliche Betreuung durch die beiden Mitarbeiterinnen des
Karbe-Wagner-Archivs ; die Zusammenarbeit mit dem Kulturamt war sehr
konstruktiv.
Erstmals fördert ein Sponsor die Arbeit der Annalise-Wagner-Stiftung
langfristig: Zwischen Neubrandenburger Sparkasse und
Annalise-Wagner-Stiftung wurde im Juni 2001 ein Sponsorenvertrag über
je 2 000 DM in den Jahren 2001 bis 2003 geschlossen.
Über die Grenzen von Mecklenburg-Strelitz hinaus wurde das Anliegen
der Annalise-Wagner-Stiftung im Jahr 2001 nicht nur durch die
Ausschreibung des Stipendiums bekannt, sondern auch durch die
Organisation des Treffens von Kulturstiftungen aus
Mecklenburg-Vorpommern am 26. Juni 2001 – dem 15. Todestag Annalise
Wagners - im Brigitte-Reimann-Literaturhaus Neubrandenburg. Unter dem
Motto „Angestiftet! Stiftungen & Kultur in
Mecklenburg-Vorpommern" richtete die Stiftung nach Einschätzung
des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen „den ersten Stiftungstag in
den Ländern Mittel-, Ost- und Nordostdeutschland überhaupt"
aus, von dem „wichtige Impulse für die künftige Zusammenarbeit der
Stiftungen" ausgingen und der deutlich machte, dass „die
beeindruckenden Projekte und Förderungen der Kulturstiftungen vor
allem in der praktischen Arbeit und Erfahrung fassbar sind".
Erfahrungsberichte aus der Arbeit der Stiftung Kulturfonds, der
Ernst-Barlach-Stiftung Güstrow, der Hans-Fallada-Stiftung
Neubrandenburg, der Stiftung Pommersches Landesmuseum Greifswald, der
Deutschen Tanzkompanie, des Künstlerhauses Lukas der Stiftung
Deutscher Kulturfonds, der Sparkassenstiftung der Neubrandenburger
Sparkasse und der Annalise-Wagner-Stiftung sowie Informationen zur
Situation des Stiftungswesens in Deutschland durch den Bundesverband
Deutscher Stiftungen und das Maecenata-Institut vermittelten den
Teilnehmern interessantes Hintergrundwissen, praktische Anregungen und
persönliche Kontakte - und der Öffentlichkeit ein Bild von der
Vielfalt freiwilligen Bürgerengagements für Kultur, speziell im
Rahmen von Stiftungen. Die Stiftungsvertreter sprachen sich dafür
aus, Bemühungen um die Entwicklung eines „Stiftungsnetzwerkes
Kultur in Mecklenburg-Vorpommern“ in die jeweilige Stiftungsarbeit
einzubeziehen. Als praktisches Beispiel für Kulturförderung durch
eine kleine Stiftung bildete die Vergabe des
Annalise-Wagner-Stipendiums den Abschluss des Stiftungstages, umrahmt
von einer Lesung aus Briefen Theodor Fontanes, Brigitte Reimanns und
Annalise Wagners durch die Autorin Brigitte Birnbaum und den 1.
Preisträger des Bundeswettbewerbes „Jugend musiziert" von der
Musikschule Neustrelitz.
Durch einstimmigen Beschluss des Kuratoriums trat die
Annalise-Wagner-Stiftung im Jahr 2001 dem Bundesverband Deutscher
Stiftungen bei. In den „Mitteilungen des Bundesverbandes“ erschien
das Kurzporträt der Annalise-Wagner-Stiftung und der Bericht
„Erster Stiftungstag in Mecklenburg-Vorpommern : die
Annalise-Wagner-Stiftung bringt Kulturstiftungen aus
Nordostdeutschland zusammen“.
Zum 45. Gründungsjubiläum des Karbe-Wagner-Archivs Neustrelitz im
Dezember 2001 übermittelte die Annalise-Wagner-Stiftung öffentlich
eine Grußadresse, in der das gemeinsame Anliegen hervorgehoben wird,
im Sinne der Begründerin und der Stifterin mitzuhelfen, das
„historische Gedächtnis der Region“ – insbesondere in Bezug auf
literarische Dokumente als kulturhistorische Quellen – zu stärken.
Die Zusammenarbeit entwickelte sich auch durch die erfolgreiche Arbeit
des Stipendiaten weiter und gemeinsame Vorhaben in Vorbereitung auf
Annalise Wagners 100. Geburtstag 2003 wurden geplant.
Im Dezember 2001 begann die Öffentlichkeitsarbeit für die
Ausschreibung des Annalise-Wagner-Preises 2002. In dieser
Ausschreibung ist erstmals die Änderung der Satzung des
Annalise-Wagner-Preises aus dem Jahr 2000 gültig, die besagt, dass
neben den Eigenbewerbungen von Autorinnen oder Autoren
gleichberechtigt Vorschläge des Kuratoriums der
Annalise-Wagner-Stiftung und Vorschläge Dritter stehen, wenn die
Zustimmung der Autorin oder des Autoren vorliegt. Das Kuratorium
beschloss einstimmig, den Annalise-Wagner-Preis im Jahr 2002 mit 2500
EUR zu dotieren.
Die Ausschreibung des Annalise-Wagner-Preises 2002 ist auch
Bestandteil des Informationsangebotes der Annalise-Wagner-Stiftung im
Internet auf der Homepage der Regionalbibliothek Neubrandenburg, das
im Jahr 2001 inhaltlich und gestalterisch neu konzipiert wurde.
Die Finanzlage der Annalise-Wagner-Stiftung ist ausgeglichen (siehe
Finanzbericht).
Auf den 2001 erfolgreichen Kontaktaufnahmen mit Sponsoren und Spendern
kann die Annalise-Wagner-Stiftung aufbauen, um Bemühungen um Spenden,
Sponsorenleistungen oder Zustiftungen zu intensivieren
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